Kinder- und Jugendärztliche Gemeinschaftspraxis
D. Aschoff-Franke & J. Krüger-Holtermann
Krefelder Strasse 5
D-47918 Tönisvorst
Telefon: +49 2151 701033
http://www.kinderaerzte-toenisvorst.de

Anton Anton

Thema MMRV-Impfung

Liebe Eltern,
für Ihr Kind stehen in der nächsten Zeit weitere Schutzimpfungen an. Dieser Praxis-Ratgeber soll Ihnen hierzu als Informationshilfe dienen. Die anstehenden Impfungen und die Erkrankungen, die sie verhindern sollen, werden im folgenden kurz erläutert. Natürlich können und sollten Sie Ihre Fragen zusätzlich auch mit uns persönlich besprechen, da dieses Informationsblatt nur einen kleinen Überblick geben kann.
Die folgenden Infektionekrankheiten werden ab dem Alter von 12 Monaten in Form einer Kombinationsimpfung, der sog. MMRV-Impfung, geimpft.

Masern

Die Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung mit hohem Fieber, typischem Hautausschlag und Husten. Relativ häufig kommt es zusätzlich zu Mittelohr- oder Lungenentzündungen. Gefürchtet ist die Masernerkrankung des Gehirns (Enzephalitis), die bei etwa 1 von 1000 bis 2000 Erkrankten auftritt und häufig tödlich verläuft. Die Überlebenden erleiden oft bleibende Hirnschäden. Durch die Einführung der Masernimpfung sind diese Komplikationen in den Industrieländern sehr selten geworden.
Die Masernimpfung ist eine Lebendimpfung, d. h. es werden abgeschwächte Impfviren in einen Muskel gespritzt. Sie wird in der Regel mit der Mumps- und Rötelnimpfung in einer Spritze kombiniert. Sie kann zu Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle führen. Außerdem kommt es - nach der ersten Impfung - bei etwa 5 Prozent der Geimpften nach 10 Tagen zu sogenannten "Impfmasern". Diese sind eine sehr leichte Form der echten Masern mit Fieber und Ausschlag (da ja abgeschwächte, lebende Viren geimpft wurden). Komplikationen der Impfmasern sind sehr viel seltener als die der echten Masern. Es kann jedoch bei etwa 1 von 1.000.000 Geimpften auch zu einer Gehirnentzündung kommen. Kinder mit Impf-Masern sind nicht ansteckend, es besteht demnach auch keine Gefahr für schwangere Kontaktpersonen. Nach der zweiten Impfung werden kaum noch Impfreaktionen beobachtet.

Mumps ("Ziegenpeter")

Mumps ist eine ebenfalls hochansteckende Entzündung der Ohrspeicheldrüse(n). Sie wird durch Viren hervorgerufen. Häufig kommt es im Verlauf der Erkrankung auch zur Mit-Entzündung der Hirnhäute oder der Bauchspeicheldrüse. Diese heilt aber meist folgenlos aus. Problematisch ist eine Mit-Entzündung der Hoden, die nach Beginn der Pubertät zur bleibender Unfruchtbarkeit führen kann. Daher sollten zumindest Jungen unbedingt gegen Mumps geimpft werden.

Röteln

Auch die Röteln sind eine hochansteckende Viruserkrankung mit Hautausschlag, Lymphknotenschwellung und Fieber. Komplikationen sind sehr selten, häufig verlaufen Röteln unerkannt. Höchst gefährlich ist aber eine Rötelnerkrankung für ungeborene Kinder ungeimpfter Schwangerer. Hier kann es zur Fehlgeburt oder zu schweren bleibenden Schäden (Hirnschaden, Taubheit, Herzfehler, Blindheit) beim Kind kommen. Die Impfung schützt also vorwiegend andere, die sich aber nicht selbst schützen können! Zumindest Mädchen, die bis zum Eintritt in die Pubertät noch keine Röteln hatten, sollten zum Schutz ihrer eigenen, späteren Kinder unbedingt geimpft werden.

Windpocken

Windpocken gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten im Kindesalter. Über 90% der Erwachsenen haben als Kinder Windpocken durchgemacht. Die Virus-Erkrankung ist extrem ansteckend, für die Ansteckung reicht der Aufenthalt im gelichen Raum mit einem Erkrankten aus. Den Namen hat die Erkrankung erhalten, da die Erreger auch über größere Distanzen über die Luft übertragen werden (durch den "Wind"). Meist verlaufen Windpocken harmlos, für Menschen mit einem geschwächtem Abwehrsystem und Neugeborene in den ersten 5 bis 7 Lebenstagen sind sie jedoch eine ernst zu nehmende Gefahr. Im Einzelfall kann eine Windpockenerkrankung sogar tödlich verlaufen. Jeder einmal an Windpocken Erkrankte kann im späteren Leben eine Gürtelrose entwickeln.

Die Impfung aller vierer Komponenten erfolgt als Kombinationsimpfung (MMRV-Impfung). Es werden abgeschwächte Viren verimpft ("Lebendimpfung"). Lokalreaktionen (Schwellung, Rötung, Schmerzen) an der Impfstelle sind bei dieser Impfung selten. Nach 10 bis 20 Tagen kann ein röteln- oder windpockenartiger Ausschlag auftreten.
Die hier beschriebenen Lebendimpfungen dürfen nicht bei akuten fieberhaften Infekten, während einer Schwangerschaft (diese muss bei jugendlichen Mädchen vor der Impfung ausgeschlossen werden) oder bei Kindern mit einer Erkrankung der Immunabwehr oder einer immunsuppressiver Dauertherapie (z.B. Cortison-Tabletten) durchgeführt werden.
Die Vierfach-Impfung vermittelt bereits nach einer einmaligen Gabe einen guten Schutz. In weniger als 5 Prozent der Fälle kommt es jedoch nicht zu einer ausreichenden und dauerhaften Immunität. Wird die Impfung jedoch noch einmal wiederholt, liegt der Impfschutz bei praktisch 100%. Daher wird in Deutschland die zweimalige Masern-Mumps-Röteln-Windpocken Impfung empfohlen.
Die erste Impfung erfolgt ab dem 12. Lebensmonat (vorher verhindern "Leih-Antikörper" der Mutter im kindlichen Blut eine Vermehrung der Impfviren). Die zweite Impfung ist bereits 4-6 Wochen nach der ersten möglich.