Kinder- und Jugendärztliche Gemeinschaftspraxis
D. Aschoff-Franke & J. Krüger-Holtermann
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Anton Anton

Thema Neurodermitis

Liebe Eltern,
ihr Kind leidet an "Neurodermitis" oder neigt zu Haut-Ekzemen. Unser Praxisratgeber gibt Antwort auf häufig gestellte Fragen zu diesem Thema und soll Ihnen bei der Behandlung Ihres Kindes helfen!

Was ist Neurodermitis?

Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut, deren Ursachen bis heute nicht eindeutig geklärt sind. Sie geht mit stark juckenden, ekzemartigen Hautveränderungen einher und verläuft in Schüben. Meist sind als typische Hautstellen die Kniekehlen, die Ellenbeugen und/oder das Gesicht betroffen. Es gibt sehr unterschiedliche Ausprägungen der Erkrankung (von leicht trockener und schuppiger Haut bis hin zu massivem Befall nahezu des gesamten Körpers). Die schlimmsten Beschwerden werden durch einen quälenden Juckreiz hervorgerufen. Daneben finden sich Symptome wie bakterielle Hautinfektionen, Narbenbildung und selbstverständlich auch eine Störung des ästhetischen Wohlbefindens durch die Hautveränderungen. Die Neurodermitis gehört zu den sog. atopischen Erkrankungen, das heißt, die betroffenen Kinder leiden oft auch an allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma bronchiale. Manchmal, aber eben nicht immer, liegt gleichzeitig auch eine Allergie (meist Nahrungsmittel, z.B. gegen Milch-, Soja- oder Hühnereiweiß) vor.

Ist Neurodermitis vererblich?

Nein, im Sinne einer Erbkrankheit ist Neurodermitis nicht vererblich. Es besteht aber eine sog. familiäre Häufung, d.h.: Gibt es in der Familie viele Neurodermitiker, so ist das Risiko des Kindes, ebenfalls eine Neurodermitis zu entwickeln, deutlich größer, als das eines Kindes aus einer "gesunden" Familie.

Hat mein Kind jetzt für immer Neurodermitis?

Nein, das kann man so sicher nicht sagen. Viele Kinder mit Neurodermitis verlieren ihre Neigung zu immer wieder kehrenden Ekzemen im Laufe der Zeit (meist bis zur Pubertät). Andere behalten leichte Rest-Beschwerden und eine kleine dritte Gruppe behält die Neurodermitis in ihrer vollen Ausprägung ein Leben lang. Zu welcher dieser drei Gruppen ihr Kind gehört, kann man erst im Laufe der Zeit beurteilen. In jedem Fall ist aber eine gute Behandlung der Symptome wichtig, damit die Lebensqualität der Kinder nicht wesentlich beeinträchtigt und der Krankheitsverlauf nicht durch zusätzliche Komplikationen erschwert wird.

Wie behandle ich die Neurodermitis?

Basis der Neurodermitis-Behandlung ist eine gute Grundpflege der Haut. Gründliche Reinigung mit pH-neutralen Seifen (z.B. pH5-Eucerin o.ä.) ist ebenso wichtig, wie die Verwendung von rückfettenden Badezusätzen (z.B. Balneum Hermal) und häufigem Einfetten der Haut. Geeignet sind Fettsalben, die keine Parfüm- oder Konservierungsstoffe beinhalten, wie z.B. Linola Fettcreme oder DAC-Basiscreme (aus der Apotheke). Bitte beachten Sie, dass diese Pflegemittel nicht auf Kassenrezept verordnet werden können. Eine preiswertere Alternative bietet sich z.B. mit der Olana-Pflegemilch der Firma ALDI. Sie beinhaltet zwar kleine Mengen Parfüm, ist aber konservierungsmittelfrei und für Kinder geeignet.
Bei sehr trockener und schuppiger Haut ist jenseits des Säuglingsalters eine Behandlungsversuch mit Harnstoffhaltigen Salben sinnvoll (max. 4% Harnstoff). Sollte es hierbei jedoch zu einer Verstärkung des Juckreizes kommen, muss das Präparat wieder abgesetzt werden.
Bei leicht entzündeten Ekzemstellen ist die Verwendung von Fettsalben mit einem desinfizierendem Zusatz sinnvoll (z.B. Linola-Sept). Bei stärkeren Infektion der Ekzemstellen ist die lokale (Salben-) Anwendung eines Antibiotikums (meist Erythromycin) oder eines Pilz-Mittels (z.B. Clotrimazol) erforderlich. Gelegentlich wird sogar die Einnahme eines Antibiotikum-Saftes notwendig werden.
Im akuten Neurodermitis-Schub ist die kurzzeitige (bis ca. 1 Woche) Cortison-Salbenbehandlung nicht zu umgehen. Hierbei wird man zunächst mit einer milden Cortison-Salbe (z.B. Hydrocortison 1%) beginnen und nur im Bedarfsfall auf einen stärkeren Wirkstoff (z.B. Prednisolon) wechseln. In der Regel sollte man die Salbe nur einmal täglich, am besten abends, dünn auf die betroffenen Hautpartien auftragen. Zu den übrigen Tageszeiten die Haut nur fetten, bzw. weiter behandeln, wie bisher.
Längere Cortison-Salbenbehandlungen oder die Anwendung im Gesicht (Gefahr der Haut-Ausdünnung und von Nebenwirkungen am Auge) sollte nur nach Absprache mit uns erfolgen. Beachten Sie bitte, dass die Cortison-Anwendung den Hautzustand (Ekzem) zwar kurzfristig sehr gut bessern kann, die zugrunde liegende Erkrankung (Neurodermitis) aber nicht beeinflusst. In der Behandlung des akuten Krankheitsschubes ist die Cortisontherapie deshalb sehr hilfreich und wichtig, als Dauertherapie ist sie aber NICHT geeignet. Alternative Präparate wie z.B. Tacrolimus haben z. Teil  sehr starke Nebenwirkungen und sind noch nicht ausreichend klinisch geprüft, als dass sie generell empfohlen werden könnten. Im Einzelfall ist jedoch, nach Absprache mit uns, ein Behandlungsversuch möglicherweise sinnvoll.
Der oft sehr quälende Juckreiz kann zusätzlich durch die Gabe eines Anti-Allergikums (z.B. Fenistil Tropfen oder Ceterizidin Tabl.) gelindert werden.

Warum ist der Hautzustand meines Kindes mal sehr gut und dann wieder sehr schlecht?

Das liegt am wellenförmigen Verlauf der Erkrankung. Oft liegen monatelang gar keine Beschwerden vor und dann wiederum bessern sich Ekzemstellen trotz intensiver Behandlung über mehrere Wochen hinweg fast gar nicht. Wenn es Ihnen gelingt, diesen schubweisen Verlauf der Erkrankung zu akzeptieren, werden Sie sicher auch auf Dauer mit der Erkrankung Neurodermitis gut umgehen können.

Was kann ich tun, wenn mein Kind sich andauernd kratzt?

Sorgen Sie für eine kühle Schlaf-Situation (z.B. geöffnetes Fenster). Geeignete Materialien für Schlafanzüge und Bettbezüge sind glatte, kühlende Stoffe (z.B. Satin). Frottee o.ä. sollte nicht verwendet werden. Fingernägel sollten Sie immer kurz schneiden. Bei Säuglingen können Sie nachts Handschuhe verwenden (oder alternativ dünne Socken über die Hände stülpen), um das Aufkratzen der Ekzemstellen zu verhindern. Sollte der Juckreiz weiter bestehen, sprechen Sie uns bitte auf die Verordnung von Juckreiz-lindernden Medikamenten (z.B. Fenistil Tropfen oder Ceterizidin Tabl.) an.

Muss mein Kind jetzt Diät halten?

Eine Diät im engeren Sinne ist nur in den seltensten Ausnahmefällen notwendig. Bei nachgewiesener Nahrungsmittelallergie sollten die entsprechenden Allergene natürlich gemieden werden. Bestimmte Nahrungsmittel führen allerdings bei übermäßigem Genuss bei fast allen Neurodermitikern zu einer Haut-Verschlechterung. Hierzu gehören stark fruchtsäurehaltige Nahrungsmittel (Citrusfrüchte, Fruchtsäfte), Erdbeeren, Tomaten in jeder Form (auch Ketchup). Auch zu große Mengen Milch und Zucker können in Phasen mit schlechtem Hautzustand zu einer weiteren Verschlechterung führen.
Säuglinge sollten nach Möglichkeit mindestens 6 Monate voll gestillt werden. Alternativ sollte eine hypoallergene Säuglingsnahrung, bei sehr starker Ekzemneigung hochhydrolysierte Säuglingsnahrung (z.B. Nutramigen) verwendet werden. Mit Beikost sollten Sie erst nach dem 6. Lebensmonat beginnen uns Kuhmilch, Hühnereiweiß und Fisch sollten erst deutlich nach dem ersten Geburtstag in die Kost eingeführt werden.

Ist Neurodermitis eigentlich heilbar?

Aus schulmedizinischer Sicht: Nein! Man kann sich lediglich auf eine konsequente Behandlung der Symptome konzentrieren, um eine Einschränkung der Lebensqualität zu vermeiden. Ihr Kind muss letztendlich lernen, mit der Erkrankung zu leben. Mit ein wenig Glück wird es allerdings irgendwann seine Haut-Symptome verlieren.

Was ist allgemein noch zu beachten?

Generell sollten alle Dinge vermieden werden, die reizend auf die Haut einwirken. Hierzu gehört z.B. das Baden in gechlortem Wasser, die Verwendung von Kosmetika, zu häufiges Baden, das Tragen von Kleidung aus Schurwolle und zu enger b.z.w. zu warmer Kleidung. Die Vermeidung von Haustierkontakt sowie des Passiv-Rauchens sind ebenfalls prophylaktische Maßnahmen, die möglicherweise eine Verschlechterung der Neurodermitis vorbeugen können.

Wann muss ich mit meinem Kind in die Praxis kommen?

Dies wird immer dann notwendig sein, wenn sich ein Ekzem trotz intensiver Behandlung nicht bessert , oder sogar verschlechtert. Dies gilt insbesondere bei einer Kortison-Behandlung >1 Woche oder bei einer zusätzlichen Infektion der Haut.